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Bosch überrascht mit Corona-Schnelltest in 39 Minuten

    • Bosch überrascht mit Corona-Schnelltest in 39 Minuten

      Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, steigt die Nachfrage nach zuverlässigen Schnelltests. Bosch hat die Erkennung nun verbessert – und liefert in 39 Minuten ein Ergebnis.

      Wenn der Chef des weltgrößten Automobilzulieferers Bosch über die jüngsten Erfolge seiner kleinen Medizintechniktochter bei Corona-Schnelltests spricht, wird er immer ein bisschen pathetisch: „Wir können den Menschen jetzt noch schneller Sicherheit geben“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner.

      Der Trick: Der Polymerase-Kettenreaktions-Test (PCR) fokussiert sich nur noch auf Sars-CoV-2 und ist dadurch weniger komplex als der bisherige Test, der neun Atemwegserkrankungen gleichzeitig checkte. Die Analysezeit verkürzt sich unter anderem dadurch von 2,5 Stunden auf 39 Minuten.

      PCR-Tests gelten als Goldstandard unter den Testverfahren. Das Verfahren weist Gensequenzen des Erregers Sars-Cov-2 nach. So kann eine Infektion früher nachgewiesen werden als mit Schnelltests, die auf den Nachweis eines Antikörpers ausgerichtet sind. Denn ein Antikörper bildet sich im Körper erst nach ein paar Tagen. Aus diesem Grund raten viele Experten von den deutlich kostengünstigeren Antikörper-Schnelltests ab. Und glaubt man den Schwaben, dann ist das noch nicht das Ende, sondern der PCR-Test wird in Zukunft noch schneller.

      Bosch setzt dabei sein Analysegerät Vivalytic zum Nachweis von Sars-CoV-2 ein, das unter anderem für Aids-Tests entwickelt wurde. Der neue Schnelltest eignet sich laut Hersteller besonders für den dezentralen Einsatz in mobilen Testzentren an Autobahnraststätten oder Flughäfen.

      Bosch will bis Ende des Jahres die Kapazität für eine Million Tests erreichen. Da die Nachfrage nach dem Analysegerät und den Schnelltests anhaltend hoch sei, arbeite das Unternehmen mit seinen Lieferanten intensiv daran, die Kapazität maximal auszubauen und die Lieferfähigkeit weiter zu erhöhen. Genaue Zahlen verrät das Unternehmen aber nicht.

      „Werden Menschen vermehrt testen müssen“

      „Ein Schlüssel gegen die Corona-Pandemie liegt in der raschen Erkennung von Infektionsherden. Deshalb war es uns wichtig, nach unserem ersten Corona-Test einen noch deutlich schnelleren zu ermöglichen“, sagt Bosch-Chef Denner. Der Test gilt als relativ sicher. Die Sensitivität liegt bei 98 Prozent bei einer Spezifität von 100 Prozent. Bosch entwickelte den Test mit dem deutschen Biotechunternehmen R-Biopharm.

      Die Entwicklung dieses neuen Bosch PCR-Singleplex-Tests wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. „Wir werden gerade in den nächsten Monaten vor der besonderen Herausforderung stehen, Menschen vermehrt testen zu müssen. Bei dieser komplexen Aufgabe kann das von Bosch mit Unterstützung des BMBF weiterentwickelte Testverfahren eine große Hilfe sein“, bescheinigt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.

      Die rasante Verbesserung der technologischen Möglichkeiten zeige, zu welchen innovativen Leistungen deutsche Unternehmen gerade in Krisenzeiten fähig seien. Größer konnte das Lob der Ministerin kaum ausfallen.

      Marc Meier, Geschäftsführer der Bosch-Tochter Healthcare Solutions GmbH, will das Projekt weiter vorantreiben: Ab Anfang Oktober 2020 sollen fünf Proben zeitgleich in einer Test-Kartusche und in vergleichbarer Geschwindigkeit ausgewertet werden können – eine Weltneuheit, so das Unternehmen.

      Damit steigert Bosch die Testkapazitäten eines Geräts auf mehr als 160 Proben pro Tag, die vollautomatisiert verarbeitet werden können. Zudem soll die Durchlaufzeit des Sars-CoV-2 Tests bei positiven Proben mithilfe von optimierter Software in den nächsten Wochen weiter verkürzt werden.

      Dazu kommt laut Hersteller die einfache Handhabung: Mittels Abstrichtupfer wird eine Probe aus Nase oder Rachen eines Patienten entnommen und in die Test-Kartusche gegeben. Anschließend wird die Test-Kartusche mit den erforderlichen Reagenzien in das Gerät eingeführt. Der Bosch-Schnelltest kann direkt am Ort der Behandlung ohne besonders geschultes Personal durchgeführt werden.

      Eine Kartusche kostet bislang pro Test zwischen 50 und unter 100 Euro. Mit steigender Menge sollen diese Kosten auch sinken. Denn der Erstattungssatz der Krankenkassen wurde im Juli auf 39,40 Euro gesenkt. Das Testgerät kommt auf rund 15.000 Euro. „Mittelfristig streben wir mit unserer Vivalytic-Plattform einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich an“, sagte Meier bereits.

      Bosch ist nicht der einzige Anbieter bei den PCR-Tests auf dem Markt. Auf eine Weiterentwicklung des klassischen PCR-Verfahrens setzt auch das Tübinger Start-up SpinDiag. Hier liegen die Kosten nach Unternehmensangaben bei unter 50 Euro, für das Analysegerät fallen etwa 20.000 Euro an. Damit bietet SpinDiag eine mobile Diagnose-Plattform, die ähnlich der von Bosch ist.

      Zudem ist das Mainzer Start-up Digital Diagnostics ebenso an dem Thema wie US-Firma Quidel, die als erste eine Zulassung für einen Antigen-Test
      bekam. Wie Digital Diagnostics arbeitet derzeit eine ganze Reihe weiterer junger Firmen auch in Deutschland daran, eine neue Generation von Schnelltests auf den Markt zu bringen.

      Sie sollen deutlich schneller als die bisherigen Verfahren sein, höhere Testzahlen verarbeiten können – und das Infektionsgeschehen zudem digital erfassbar machen. Digital Diagnostics zufolge soll der Test zum Listenpreis von rund 60 Euro angeboten werden.

      Einen breiten Einsatz verfolgt auch die Kooperation des Pharmakonzerns Sanofi mit dem Start-up Luminostics aus Kalifornien. Sie planen einen Corona-Schnelltest, der mit Smartphone und Adapter analysiert werden kann, der Jahresende fertig entwickelt sein soll.

      Quelle: Handelsblatt